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Jean Monnet Center of Excellence Crime Investigations and Criminal Justice (CCICJ)

Das Jean Monnet Centre of Excellence Crime Investigations and Criminal Justice (CCICJ) ist ein Institut in der Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen (HfÖV). Sein Ziel ist es, Wissen und Erkenntnisse zur Unterstützung der EU-Politikgestaltung zu generieren und die Rolle der EU in Europa und in einer globalisierten Welt zu stärken.

Dabei wird das CCICJ:

  • praxisorientierte Forschung insbesondere in den Bereichen Geldwäsche & Wirtschaftskriminalität, Opferschutz, Compliance, Steuern & Steuerkriminalität sowie innovative Technologien & Strategien betreiben,
  • den rechtlichen Rahmen und die Verfahren für den normalen Betrieb und die organisatorischen Grenzen im Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts (RFSR) erforschen,
  • den Weg für die Entwicklung neuer curricularer Inhalte und Forschungsbereiche ebnen,
  • evidenzbasierte Materialien für die Verbreitung und politische Empfehlungen vorbereiten.

Aktuelles

Forschungsprojekt G.E.K.O

Projektkürzel:
Forschungsprojekt G.E.K.O

Projekttitel:
Geldwäsche – Terrorismusfinanzierung – Kryptowerte
Eine Bewertung des Phänomenbereichs sowie des Einsatzes von Open Source Intelligence (OSINT) als Ermittlungsvehikel in Deutschland

Projektträger:
Jean Monnet Centre of Excellence
Crime Investigations and Criminal Justice (CCICJ)
an der Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen
Doventorscontrescarpe 172 C / 28195 Bremen
Inernet: https://www.hfoev.bremen.de/ccicj

Kontakt:
E-Mail: Niclas.Weisser@hfoev.bremen.de

Autoren:
Prof. Dr. Niclas-Frederic Weisser, LL.M. (Osnabrück), LL.M. (Hull) / stellv. Leiter CCICJ
Dipl.-Kfm. Christian Bliesener, LL.B., CFE / Compliance Officer
KHK`in Dipl. Verww. (FH) Susanne Schmidt / Polizei Hamburg
RiLG Florian Schmid / Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof

Status:
Abgeschlossen (September 2025)

Vollversion abrufbar unter:
Forschungsprojekt Geldwäsche - Terrorismusfinanzierung - Kryptowerte (pdf, 4.2 MB)

Zusammenfassung:
Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung gehören zu den größten Herausforderungen der internationalen Finanzkriminalität. Beide Deliktsbereiche zeichnen sich durch verdeckte Finanzströme mit einem hohen gesellschaftlichen Gefährdungspotenzial aus. Durch den technologischen Wandel werden klassische Bargeldgeschäfte allerdings zunehmend von digitalen Transaktionen abgelöst – allen voran von Kryptowerten wie Bitcoin. Diese bieten besondere Verschleierungsmöglichkeiten, da die Transaktionen grenzüberschreitend, pseudonym, dezentral und unter nur teilweiser Regulierung erfolgen. Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet dabei aber auch neue Ermittlungswege. So wird zunehmend die sog. Open Source Intelligence (OSINT), also die systematische und gezielte Beschaffung von frei verfügbaren Informationen in den konventionellen Quellen und weltweiten Datennetzen unter Nutzung des gesamten Spektrums der öffentlich zugänglichen Informationskanäle in allen möglichen Sprachen, zur Ermittlung dieser Deliktsfelder eingesetzt.

Bedingt durch die ansteigende inkriminierte Nutzung von Kryptowerten ist eine umfassende statistische und disziplinübergreifende Auseinandersetzung mit dem Phänomenbereich bedeutsam. Aus diesem Grund führte das EU-geförderte Jean Monnet Centre of Excellence Crime Investigations and Criminal Justice (CCICJ) in der Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen (HfÖV) im Jahr 2025 das Forschungsprojekt G.E.K.O. durch.

An diesem haben sich alle deutschen Landeskriminalämter, das Bundeskriminalamt sowie das Zollkriminalamt samt dem Zollfahndungsdienst beteiligt. Ziel des Projekts war es, bestehende Datenlücken zu schließen, das Ermittlungsinstrument der Open Source Intelligence (OSINT), also die systematische Auswertung frei verfügbarer Informationen, in dem hiesigen Kontext zu bewerten und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts zeigen, dass die bestehende Datenlage lückenhaft ist. Die derzeit bekannten Fälle der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung spiegeln in keiner Weise den geschätzten Gesamtumfang dieser Deliktsfelder wider, so dass von einem erheblichen Dunkelfeld ausgegangen werden muss. Der Einsatz von Kryptowerten wird in keiner amtlichen Statistik systematisch erfasst. Nur wenige Behörden führen eigene Erhebungen durch. Die Mehrheit der befragten Ermittlungsbehörden geht dabei von einem hohen Dunkelfeld bei der Verwendung von Kryptowerten bei Taten der Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierung aus.

Das Forschungsprojekt hat ferner ergeben, dass OSINT bereits in vielen Behörden zur Ermittlung eingesetzt wird, insbesondere im Bereich der Terrorismusfinanzierung. Auch bei Geldwäscheverfahren, vor allem in komplexeren Fallkonstellationen, kommt OSINT zunehmend zum Einsatz. Die Bewertung der Bedeutung des Instruments wurde von den Befragten mit einem Durchschnittswert von 4,5 (auf einer Skala von 0 bis 5) als sehr hoch eingeschätzt. Gleichwohl zeigen sich strukturelle Defizite. So sind die eingesetzten Konzepte, Tools und Schulungsangebote unzureichend standardisiert. Ein bundesweites OSINT-Netzwerk mit interoperabler Infrastruktur fehlt bisher. Die Wirksamkeit dieses Ermittlungsvehikels hängt aber stark von der technischen und personellen Ausstattung sowie der internen Organisation ab.

Im Rahmen des Forschungsprojekts konnten zahlreiche Empfehlungen erarbeitet werden. So sind beispielsweise die Einführung eines bundesweit einheitlichen Merkmals „Krypto-Bezug“ in polizeilichen und justiziellen Statistiken, die Bündelung der Lagebildkompetenz, die Einführung von flächendeckenden Schulungsstandards und Fortbildungsangeboten für OSINT-Ermittler, eine Koordinierung auf bundes- oder europarechtlicher Ebene, der Aufbau zentraler Analyse-Hubs oder lizenzfinanzierten Schwerpunktstellen für ressourcenintensive Tools sowie der Einsatz von künstlicher Intelligenz in OSINT-Verfahren und schließlich die Förderung einer proaktiven sowie disruptiven Ermittlungsstrategie denkbar.

Aufgrund der Tatsache, dass ein zukünftiger Anstieg der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung mittels Kryptowerten anzunehmen ist, bedarf es eines Paradigmenwechsels in der Bekämpfung dieses Phänomenbereichs. Die Ermittlungsbehörden stehen dabei vor der Aufgabe, ihre technischen, rechtlichen und organisatorischen Fähigkeiten deutlich auszubauen, um mit der Dynamik digitaler Finanzkriminalität Schritt halten zu können. OSINT bietet hier ein großes Potenzial – unter der Voraussetzung, dass es strategisch, professionell und rechtssicher weiterentwickelt wird. Dies ist allerdings bereits in finanzieller Hinsicht nur mit politischer Unterstützung möglich.

Informationen über das CCICJ

Institutsleiter

Prof. Dr. Arthur Hartmann

Foto von Arthur Hartmann

Fotograf: Prof. Matthias Stauch
Curriculum Vitae

Prof. Dr. Michael Asche


Doventorscontrescarpe 172
Raum: C 305


Prof. Dr. Niclas-Frederic Weisser

Foto von Niclas-Frederic Weisser

Doventorscontrescarpe 172
Raum: C 300


Curriculum Vitae

Ziel des CCICJ ist es, Wissen und Erkenntnisse zur Unterstützung der EU-Politik zu generieren und die Rolle der EU in Europa und in einer globalisierten Welt zu stärken. Wir wollen ein länderübergreifender Knotenpunkt für Fachwissen und Kenntnisse werden, der theoretisch fundierte und übertragbare praxisorientierte Ansätze zu Aspekten des EU-Primärrechts im Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts schafft. Zu diesem Zweck unterhält der CCICJ fünf thematische interdisziplinäre Forschungsgruppen, die sich aus akademischen Experten und Praktikern aus allen relevanten Bereichen sowie aus der EU und den betreffenden Ländern weltweit zusammensetzen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Jede der fünf Forschungsgruppen wird von einem Experten aus dem CCICJ-Kernteam geleitet und arbeitet an einem Schwerpunktthema:

Research Group I - Money laundering and White-Collar Crimes
Research Group II - Victims' rights
Research Group III - Compliance
Research Group IV - Taxes and fiscal crime
Research Group V - Innovative technologies and strategies

Was macht das CCICJ

Das Institut wird in Forschung, Entwicklung und deren Umsetzung in Lehre und Weiterbildung einen anwendungsbezogenen Beitrag zu den Themen Analyse und Eindämmung der Steuer-, Finanz-, Wirtschafts- und organisierten Kriminalität einschließlich deren europarechtlichen Bezügen leisten.
Für die Zeit der dreijährigen Förderperiode von November 2023 bis Oktober 2026 wird das Institut insbesondere die im Grant Agreement festgelegten Aufgaben erfüllen. Zu den wesentlichen Aufgabenfeldern des Instituts gehören insbesondere:

  • Einrichtung von einschlägigen Forschungsgruppen,
  • Beteiligung an nationalen, europäischen und internationalen Forschungsgruppen und -projekten,
  • Einrichtung eines Informations-, Wissens- und Kompetenzzentrums („focal point of competence and in-depth knowledge“) zu den o.g. Themenfeldern,
  • Zusammenarbeit, Austausch und Vernetzung mit den einschlägigen nationalen und insbesondere europäischen Institutionen sowie Institutionen der Zivilgesellschaft, Verbänden und politischen Organisationen,
  • Entwicklung einschlägiger Curricula,
  • Weitergabe der Erkenntnisse in Unterrichts- und Fortbildungsveranstaltungen,
  • Betreuung von Qualifikationsarbeiten einschließlich Dissertationen,
  • Durchführung von Tagungen und Symposien,
  • Wissenschaftliche Publikations- und Vortragstätigkeit,
  • Weitergabe der Erkenntnisse an die Allgemeinheit, einschlägige interessierte Gruppen, Verbände und Institutionen der Zivilgesellschaft sowie politische Organisationen.

Das EU-Programm Erasmus+ unterstützt Ausbildung, Bildung, Jugend und Sport in Europa. Mit der neuen Förderperiode (2021-2027) liegt der Fokus auf sozialer Inklusion, dem grünen und digitalen Wandel sowie der Förderung der Teilhabe junger Menschen am demokratischen Leben.

Die Erasmus+: Jean-Monnet-Aktionen tragen zur Verbreitung von Wissen über Angelegenheiten der Europäischen Union bei und bieten Möglichkeiten im Bereich der Hochschulbildung und anderen Ausbildungsbereichen.

Die Jean-Monnet-Exzellenzzentren sind Kompetenz- und Wissenszentren zu Themen der Europäischen Union. Sie bündeln die Expertise und Kompetenzen hochrangiger Expertinnen und Experten mit dem Ziel, Synergien zwischen den verschiedenen Disziplinen und Ressourcen der European Studies zu entwickeln. Sie spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, Studierende aus Fakultäten zu erreichen, die sich normalerweise nicht mit EU-Themen befassen sowie politische Entscheidungsträger, die Zivilgesellschaft und die breite Öffentlichkeit. Sie bieten Expertinnen und Experten auch die Möglichkeit, gemeinsame transnationale Aktivitäten zu entwickeln. Jean-Monnet-Exzellenzzentren werden von einer Hochschule betrieben und können die Zusammenarbeit mehrerer Fakultäten/Abteilungen und auch andere Organisationen umfassen, die sich auf EU-Studien spezialisiert haben.

Die Exzellenzzentren sollten Forschungstätigkeiten zu spezifischen EU-Themen leiten, die Ressourcen ihrer Einrichtung im Zusammenhang mit Studien zur Europäischen Union organisieren und koordinieren und die wichtigsten Ergebnisse sammeln, analysieren und veröffentlichen. Die wichtige Öffentlichkeitsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit der Zentren kann Folgendes umfassen: Kommunikations- und Informationsveranstaltungen auf europäischer und nationaler Ebene, Vorträge, Seminare oder Workshops mit politischen Entscheidungsträgern auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene und mit der Zivilgesellschaft, Teilnahme an spezifischen Lernübungen auf schulischer und beruflicher Ebene, Vernetzung mit anderen Organisationen und Einzelpersonen, die durch Jean-Monnet-Aktionen unterstützt werden, ihre Aktivitäten als Open Educational Resources bekannt zu machen.

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Das CCICJ wird von der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) im Rahmen der GA Nr. 101126854 kofinanziert.

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Publikationen

Beteiligen Sie sich!

Das CCICJ freut sich auf die Zusammenarbeit mit erfahrenen Expert*innen und Praktiker*innen, interessierten Organisationen und engagierten Studierenden für unsere Forschungsgruppen, unser Netzwerk und das PhD Intake Programm.

Wenn Sie an daran interessiert sind, mit uns zusammenzuarbeiten, Fragen zu unserer Forschung, unseren Schulungen oder dem PhD Intakement-Programm oder Anregungen haben – wenden Sie sich bitte direkt an uns unter info@ipos-research.eu.

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