Das EU-geförderte Jean Monnet Centre of Excellence Crime Investigations and Criminal Justice (CCICJ) in der Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen (HfÖV) hat die Ergebnisse des Forschungsprojekts G.E.K.O vorgestellt. Im Fokus stehen die Herausforderungen durch Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung im digitalen Zeitalter – insbesondere unter Nutzung von Kryptowerten wie Bitcoin – sowie die Rolle der Open Source Intelligence (OSINT) bei der Bekämpfung dieser Deliktsfelder.
Das Projekt entstand 2025 und wurde durch das Bundeskriminalamt sowie vom Zollkriminalamt samt dem Zollfahndungsdienst und von allen Landeskriminalämtern unterstützt. Geleitet wurde es von dem stellv. Leiter des CCICJ, Prof. Dr. Niclas-Frederic Weisser, LL.M. (Osnabrück), LL.M. (Hull), gemeinsam mit Herrn Dipl.-Kfm. Christian Bliesener, LL.B., CFE, Frau KHK`in Dipl. Verww. (FH) Susanne Schmidt sowie Herrn RiLG Florian Schmid.
Das Forschungsprojekt verdeutlicht den dringenden Bedarf eines Paradigmenwechsels in der Bekämpfung digitaler Finanzkriminalität. Es hat u. a. ergeben, dass sowohl für die Geldwäsche als auch für die Terrorismusfinanzierung zunehmend Kryptowerte verwendet werden. Dies liegt an zahlreichen Begünstigungsfaktoren. So bieten diese neben einer hohen Pseudonymität auch eine nahezu grenzenlose, globale Nutzungsmöglichkeit, ohne Zeitverlust und Reisetätigkeit, bei einer gleichzeigen flexiblen Wertgestaltung und nur geringer Regulierung.
Allerdings konnte aufgezeigt werden, dass die bestehende Datenlage zum Umfang der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, insbesondere bzgl. der Nutzung von Kryptowerten, lückenhaft ist. Es muss offenbar von einem erheblichen Dunkelfeld ausgegangen werden. Der Einsatz von Kryptowerten wird in keiner amtlichen Statistik systematisch erfasst. Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet dabei aber auch neue Ermittlungsmöglichkeiten. OSINT könnte als eines der Schlüsselwerkzeuge angesehen werden. Es stellte sich heraus, dass diese Auswertung frei verfügbarer Informationen bereits von den allermeisten Ermittlungsbehörden als besonders Bedeutsam angesehen wird. Die Behörden leisten bereits erhebliche Anstrengungen. Gleichwohl konnten zahlreiche weitere Handlungsbedarfe ausgemacht werden. So mangelt es in der föderalen Sicherheitsarchitektur derzeit noch an einer Standardisierung von Tools und Schulungen. Auch unzureichende Strukturen sowie das Fehlen eines bundesweiten OSINT-Netzwerkes schränken die Effektivität ein.
Das Forschungsteam hat eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen, darunter bspw. die Einführung eines bundesweit einheitlichen Merkmals „Krypto-Bezug“ in polizeilichen und justiziellen Statistiken, den Aufbau eines bundesweiten OSINT-Netzwerks und zentraler Analyse-Hubs, standardisierte Schulungs- und Fortbildungsangebote für OSINT-Ermittler, den Einsatz künstlicher Intelligenz zur Analyse digitaler Datenmengen sowie die stärkere Koordination auf Bundes- und EU-Ebene.
Ein zukünftiger Anstieg von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung mit Hilfe von Kryptowerten ist absehbar. Ermittlungsbehörden müssen ihre technischen, rechtlichen und organisatorischen Fähigkeiten deutlich ausbauen, um Schritt halten zu können. Hierfür müssen den Behörden die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden. OSINT bietet dabei ein enormes Potenzial – allerdings nur, wenn es strategisch, professionell und abgestimmt weiterentwickelt wird.
Kontakt:
Prof. Dr. Niclas-Frederic Weisser, LL.M. (Osnabrück), LL.M. (Hull)
Jean Monnet Centre of Excellence
Crime Investigations and Criminal Justice (CCICJ)
an der Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen
Doventorscontrescarpe 172 C / 28195 Bremen
Inernet: https://www.hfoev.bremen.de/ccicj
E-Mail: Niclas.Weisser@hfoev.bremen.de
Das Forschungsprojekt ist einsehbar unter: Forschungsprojekt Geldwäsche - Terrorismusfinanzierung - Kryptowerte (pdf, 4.2 MB)